Heu bedampfen oder wässern?
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Arbeitsaufwand und Kosten
Ein großer Kritikpunkt bei beiden Methoden der Heuaufbereitung ist der Arbeitsaufwand: Insbesondere in größeren Ställen ist es nötig, dass sich die Heuaufbereitung gut in den Tagesablauf einbinden lässt.
Der große Nachteil des Heubedampfens liegt dabei in der Anschaffung eines passenden Gerätes: Diese sind häufig nicht nur preisintensiv, sondern aufgrund ihrer Größe auch nur für eine bestimmte Anzahl an Pferden geeignet. Bedampfungssysteme für ganze Heuballen sind derzeit noch in der Entwicklung, weshalb das Stopfen von Heunetzen oder das Bedampfen einzelner Heuportionen notwendig ist. Zudem führen die Heubedampfer zu einem erhöhten Stromverbrauch.
Das Wässern des Heus ist an den meisten Ställen (sofern ein Wasseranschluss vorhanden ist) ohne weitere Anschaffungen möglich. Um das Heu ausreichend zu durchweichen, ist jedoch auch hier das Wässern ganzer Ballen nur bedingt möglich – optimalerweise wird auch hier mit Heunetzen gearbeitet. Darüber hinaus geht das Wässern der Heuballen mit einem hohem Wasserverbrauch einher.
Fressverhalten
Das staubärmste Heu bringt nichts, wenn die Pferde es nicht fressen. Tatsächlich kann es beim gleichen Heu zu beträchtlichen Unterschieden kommen, je nachdem ob dieses trocken, gewässert oder bedampft gefüttert wird. Insbesondere gewässertes Heu wird von manchen Pferden nicht gut gefressen, während bedampftes Heu in manchen Fällen sogar besser als unbehandeltes Heu gefressen wird.
Staub und Mikroorganismen
Wer sein Heu wässert oder bedampft, möchte in erster Linie meist die Staubbelastung senken. Tatsächlich sind beide Techniken sehr gut dazu geeignet den Staubgehalt zu minimieren: Bedampftes Heu hat 95-100% weniger lungengängige Partikel wie trockenes Heu. Auch beim Wässern sinkt der Staubgehalt zwischen 90% und 100%.
Als Naturprodukt sind im Heu immer auch Bakterien, Pilze und Hefen zu finden. Steigt der Gehalt an Mikroorganismen jedoch zu stark, kann dieses zu einer erhöhten Belastung der Atemwege führen. Insbesondere das Bedampfen des Heus kann hier Abhilfe schaffen, denn es senkt* die Anzahl der Hefen, Schimmelpilze und Bakterien um fast 100%. Um zu gewährleisten, dass es wirklich zur Abtötung der Mikroorganismen kommt, muss jedoch sichergestellt werden, dass der Dampf das Heu komplett durchdringt und dieses für 10 min auf mindestens 100°C erwärmt*. Wässern verringert zwar die Anzahl von Schimmelpilzen und Hefen im Heu, der Bakteriengehalt steigt jedoch. Insbesondere die Lagerstabilität von gewässertem Heu ist schlecht: Besonders bei hohen Temperaturen sollte gewässertes Heu innerhalb von wenigen Stunden verfüttert werden, da es sonst schnell verdirbt.
| Wässern | Bedampfen |
Lungengänige Partikel | -90 % bis -100% | -95 % bis -100 % |
Hefen | -10 % bis -22 % | -100 % |
Schimmelpilze | - 22 % bis -73 % | -91 % bis -100% |
Bakterien | +150 % bis +500 % | -98 % bis +134%* |
Nährwerte
Heu stellt das wichtigste Grundfuttermittel für Pferde da. Viele Besitzer fragen sich daher, ob es die Nährwerte beeinflusst, wenn sie das Heu wässern oder bedampfen. Tatsächlich führen beide Methoden zu einem geringeren Energiegehaltdes Heus, welches aber bei Freizeitpferden und Ponys in der Regel kein Problem darstellt. Auch kommt es zu einer Reduktion der wasserlöslichen Kohlenhydrate, welcher besonders beim Wässern verstärkt auftritt. Je länger das Heu einweicht, desto mehr Kohlenhydrate werden ausgewaschen – gleichzeitig steigt aber auch das Risiko für erhöhtes Bakterienwachstum. Bei Pferden mit Hufrehe oder Stoffwechselproblemen kann sich ein geringerer Gehalt an Kohlenhydraten positiv auswirken.
Die Veränderung des Gehaltes von dünndarmverdaulichen Rohprotein durch das Bedampfen oder Wässern des Heues wird in der Wissenschaft diskutiert. Dies liegt insbesondere daran, dass der Verlust an dünndarmverdaulichem Protein stark mit dem Erntezeitpunkt sowie der Grasart des Heus zusammenhängt. Neuere Studien weisen darauf hin, dass das Bedampfen jedoch die Verfügbarkeit dünndarmverdaulichem Rohprotein deutlich reduziert.
Der Gehalt an Mineralstoffen ändert sich ebenfalls durch das Bewässern oder Bedampfen des Heus. Dabei zeigt sich, dass der Gehalt an Mineralstoffen insbesondere beim Wässern stärker sinkt. Den Verlust der Mengenelemente kann man durch ein geeignetes Mineralfutter jedoch gut ausgleichen. Beim Vitamingehalt gibt es derzeit keine Studien, die eine Veränderung beim Wässern oder Bedampfen von Heu bestätigen.
| Wässern | Bedampfen |
Energiegehalt | -5 % bis -15% | -7 % bis -36 % |
Wasserlösliche Kohlenhydrate | -2 % bis -75 % | -18 % bis +7 % |
Dünndarm- verdauliches Protein | 0 % bis -40 % | -61 % bis -36% |
Rohprotein | -2 % bis +13 % | 0 % bis +6% |
Quellen:
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